Hochgebet Unvollkommenheit

(Ursprüngliche Fassung)

Wir loben dich,
Gott,
weil du wachsen lässt, den Weizen UND das Unkraut.
Wir loben dich,
weil du geduldig bist und gelassen,
weit und wissend:
So sicher, wie gesät wurde, so sicher wird geerntet.
Wir loben dich,
weil du uns in bedürftiger und begrenzter Gestalt nah gekommen bist.
Ein kleines Kind bist du geworden, ein Mensch,
und hast dir das Unvollkommene ganz zu eigen gemacht,
dass du es lieben kannst.
Deinen Himmel, du lässt ihn aufgehen
über Heil- und Unkraut,
über Wohl- und Untat,
über gut und bös, allem und allen!


Sanctus

Wir loben dich
deines Sohnes,
unseres Bruders wegen.
Dem,
was nicht ganz war und nicht gut,
was nicht rein war und nicht frei,
ist er besonders nah gekommen.
Seine Zeichen, sie liegen vor uns.
Ein Laib aus Erde, ein Fliessen aus Sonne, ein Tisch aus Nähe,
ein Wort aus Erinnerung, ein Ahnen aus Ewigkeit.
Deine Lebenskraft beseele
die Dinge und Geschöpfe –
wie am Anfang, wie am Ende –
und bewirke Verbundenheit und Verbindlichkeit.


Einsetzungsbericht

In bedürftiger und begrenzter Gestalt ist uns Jesus nah gekommen.
Ein kleines Kind ist er geworden, ein Mensch,
und hat sich das Unvollkommene ganz zu eigen gemacht,
und hat der Unmenschlichkeit seine Unbestechlichkeit entgegengehalten
und durch den Tod hindurch das Leben erhalten.
Das Leben,
das das Unrecht in Recht kehrt,
das die Tränen abwischt und
die Liebenden wieder zusammenführt.

Uns aber bleibt zu arbeiten und dich,
Gott,
zu bitten:
Für die, die ihr Dasein unter Diktatur fristen.
Dass sie erleben dürfen, wie es ist, innerlich und äusserlich frei zu sein.
Für die, deren täglich Brot der Krieg ist.
Dass die Herrschenden Wege suchen, die über Verletzung und Hass hinausweisen.
Für die, die schwer krank sind.
Dass nicht nur Angst da ist, sondern auch Ahnung von Aufgehobensein.
Für die, die trauern.
Dass sie die Erinnerung nicht nur schmerzt, sondern auch bestärkt.
Wenn wir leben, bist du bei uns,
wenn wir sterben, sind wir bei dir.

Leben meint immer beides:
Licht und Schatten, gut und bös.
Als Suchende und sich Mühende und nicht Vollkommene wollen wir glauben:
Du bist da,
Gott,
in allem und allen.