Hochgebet Toleranz

(Ursprüngliche Fassung)

Für den Hausmeister, der nicht vergessen hat,
dass er selber auch mal ein Kind war,
danken wir dir,
Gott.
Für die Vorgesetzte, die versteht,
dass Kinder krank werden können.
Für den Lehrlingschef, der ein Auge zudrückt,
die Aufsicht, die Fünfe gerade sein lässt,
die Politikerin, deren Profil nicht undeutlich wird, weil andere auch eines haben,
und den Pfarrer, der weiss,
dass es VIELE Bilder von Gott gibt.
Für dich,
Gott,
danken wir,
denn grosszügig und vielfältig ist dein Wesen,
eröffnend und einladend.
Du kommst uns entgegen, und wir dir – mit unserem Lied.


Sanctus

Für Jesus von Nazareth danken wir dir,
der nicht toleriert hat,
dass die Welt gespalten ist in Kleine und Grosse,
Dienende und Herrschende,
Hungrige und Satte.
Nicht die Toleranz hat er gepredigt,
sondern das Reich Gottes,
und es vorweggenommen in seinen Zeichen:
in Tischgemeinschaft, in Brot und Wein.
Deine Lebenskraft beseele
die Dinge und Geschöpfe –
wie am Anfang, wie am Ende –
und bewirke Verbundenheit und Verbindlichkeit.


Einsetzungsbericht

Voll Dankbarkeit erinnern wir uns an ihn,
der auch den fremden Wundertäter das Gute hat tun und
sich von der nichtjüdischen Frau hat verändern lassen.
Der die Menschen nicht fragte, was sie glaubten, sondern wie es ihnen ging.
Der gütig war und weit.
Der gab – auch sich selber – ohne sich aufzugeben.
Du hast ihn aufgefangen,
Gott,
und aus Ende Anfang gemacht.

Gib uns,
wir bitten dich,
ein wenig von Jesu Haltung,
dass weit und entschieden sei unser Herz.
Ein wenig von Jesu Tatkraft,
dass gütig und grosszügig sei unsere Hand.
Ein wenig von Jesu Gestalt,
dass unabhängig und unverstellt sei unsere Art.
Ein wenig von seiner Sprache,
dass unser Wort klar und einfach sei.

Auch als Kirche, lass uns sie lernen,
die Toleranz und die Achtung
gegenüber dem ungewohnten Entwurf des Lebens,
gegenüber der unvertrauten Gestalt des Glaubens,
der Vielzahl der Bilder des Unergründlichen,
der Vielfalt der religiösen Erfahrungen,
der heiligen Zeichen und Formen des Feierns.
Lass aufrichtig uns interessiert sein am Anderen und deutlich erkennbar im Eigenen.

Schwestern und Brüder wollen wir sein,
die gemeinsame Hoffnung auf dich setzen und dich loben,
bis es erfüllt ist, dein Reich.